Unschwer auszumalen, dass Radios in den bäuerlichen Stuben zumeist auf Schlager und Volksmusik eingestellt sind und Jazz ein weitgehend unbekanntes oder von Vorurteilen behaftetes Genre ist. Das wollte ich ändern, ohne dabei die Fans von Gabalier, Fischer, Edlseer oder Stoakogler und Co. vor den Kopf zu stoßen. Es war ein gewagtes Experiment, das ich den 3.000 Statteggerinnen und Statteggern zum Geschenk machte. Ich lud meine Musikerfreunde ein und wandelte das große Festzelt, das man sonst erst eine Woche später für das Dorffest aufgebaut hätte, in sechs Monaten in ein kleines aber feines Jazz Festival.
Nach der Open Stage für junge Talente eröffnete Franziska Hatz, aka Großmütterchen Hatz. Mit Akkordeon und Klarinette leitete ihr Quartett über zu Klezmer und Balkan Jazz. Darauf folgte das Trio der großartigen und aus der internationalen Jazzszene nicht weg zu denkenden Londoner Saxofonistin Tori Freestone. Das LUTrio mit heimischen Wurzeln des Bandleaders Lukas Kleemair spielte danach ein Set mit nicht immer „klassischem“ Jazz. Abgeschlossen wurde der Abend mit dem neuen Programm von Hatz, „tanzt“. Die Bestuhlung wurde zur Seite gestellt, das Zelt ein Tanzboden.
Wer bis dahin die Kraft des Jazz noch immer nicht spürte, dem war nicht mehr zu helfen. Vielleicht lockerte als letzte Massnahme ein Spaziergang durch die Nacht den Rhythmus der Beine. An die 300 Menschen waren aus Stattegg, dem umgebenden Schöcklland sowie dem Rest der Welt gekommen. Bei freiem Eintritt wurden Spenden für den guten Zweck gsammelt. Das große Experiment wurde ein voller Erfolg. Daran erinnern wird ein Live Album.
Jazz im Bild – Open Stage: Lukas Meißl (8 Fotos)